Neuer Emissionsfaktor: THG-Quoten für E-Autos könnten sinken | Chance für E-Laster

Elektroautofahrer:innen können sich seit Anfang 2022 über die THG-Quote freuen, die emissionsfreies Fahren belohnt. Die Prämien liegen in unserem THG-Anbieter-Vergleich bei bis zu 450 EUR maximaler Prämie. 

Wesentliche Einflussgröße für die Berechnung dieser Prämie ist der gesetzlich festgelegte „Wert der durchschnittlichen Treibhausgasemissionen pro Energieeinheit des Stroms“, auch Emissionsfaktor für Ladestrom genannt. Er gibt an, welche Treibhausgasemissionen mit der Verwendung eines Gigajoules Strom aus dem öffentlichen Stromnetz einhergehen. 

Von ihm hängt ab, wie viel CO₂-Einsparungen bei der Verwendung von Ladestrom in Elektrofahrzeugen rechnerisch gegenüber der Verbrennung fossiler Kraftstoffe in Fahrzeugen mit Verbrennungsmotoren umgesetzt werden und damit als THG-Quote an die quotenverpflichteten Mineralölunternehmen übertragen werden können.

Emissionsfaktor für Ladestrom steigt von aktuell 119 auf 135 Kilogramm

Das Umweltbundesamt hat diesen Emissionsfaktor nun von 119 auf 135 Kilogramm CO₂-Äquivalent pro Gigajoule für das kommende Jahr angehoben. Die Erhöhung basiert auf historischen Statistiken und begründet sich in dem im Jahr 2021 vergleichsweise hohen Anteil fossil erzeugter Strommengen im deutschen Strommix. 

Da stets der statistische Wert von vor zwei Jahren als Grundlage für den auf die THG-Quote anzuwendenden Emissionsfaktor herangezogen wird, fiel der Emissionsfaktor 2022 vergleichsweise niedrig aus. 

Grundlage war das Jahr 2020, in dem aufgrund der coronabedingten Lockdowns der Stromverbrauch relativ niedrig war und damit der Anteil von Strom aus erneuerbaren Quellen, welche einen Einspeisevorrang genießen, vergleichsweise hoch war. 

Durch den geringeren Emissionsfaktor verringern sich die spezifischen CO₂-Einsparungen für Ladestrom und damit die Erlösmöglichkeiten aus der THG-Quoten-Vermarktung je Elektrofahrzeug in 2023 gegenüber dem Status Quo in 2022. Als Faustwert kann man sagen, dass der spezifische Erlös ggü. 2022 um knapp 20 % geringer ausfällt.

johan

Aufgrund der neuen gesetzlichen Vorgaben und der aktuellen Marktsituation sollten E-Auto-Halter:innen mit einem Erlös von ca. 250 bis 350 EUR pro Jahr rechnen. Angebote von mehr als 350 EUR sind unrealistisch und sollten im Besonderen auf ihre Seriosität geprüft werden.

Johan Grope, Co-Founder & Geschäftsführer bei eQuota

Die Marktpreise für THG-Quoten bewegen sich aktuell ohnehin auf einem niedrigen Niveau im Vergleich zu den letzten zwölf Monaten. Rückblickend sind die Preise zwar in den Wintermonaten gestiegen, aber aufgrund der allgemeinen Wirtschaftslage ist es heute ungewiss, ob dies auch in diesem Jahr wieder eintritt.

Gesetzesanpassung für Strom-Mehrfachanrechnung unwahrscheinlich

Einen positiven Schub könnte dagegen die Mehrfachanrechnung für Strom von einer 3-fach auf eine 4-fach Anrechnung geben. Leider ist auch das sehr unwahrscheinlich, da es bisher keine gesetzliche Vorgabe dazu gibt.

Lediglich gab es im Mai 2022 ein Papier des Umweltministeriums, das diverse Änderungen vorgeschlagen hat, auf Reaktion der Lebensmittelverknappung. Dahingehend ist aber bis heute nichts weiter passiert und die Zeit, für 2023 diesbezüglich noch etwas umzusetzen, ist wohl zu knapp. Die Bundesregierung scheint andere Themen zu priorisieren.

Chance für E-Laster und Grünstrom-Ladestationen

Deutlich besser sind die Aussichten für Halter von E-Trucks. Sie wurden bisher wie E-Autos behandelt, werden in Zukunft aber, entsprechend der Ankündigungen im Masterplan Ladeinfrastruktur der Bundesregierung, höchstwahrscheinlich mit einem ähnlichen Schätzwert behandelt wie E-Busse. 

Die Veröffentlichung der ab 1.1.2023 anzuwendenden Pauschalwerte für die verschiedenen Fahrzeugklassen steht aber noch aus. Der Schätzwert für E-Busse war im Jahr 2022 36-mal so hoch wie der für ein E-Auto. 

Auch Betreiber von öffentlichen Ladepunkten, die den gelieferten Strom aus erneuerbaren Quellen erzeugen, könnten künftig stärker profitieren. Dies geht ebenfalls aus dem aktuellen Masterplan Ladeinfrastruktur der Bundesregierung hervor.